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AutorenbildManuela Kägi

Wenn die Beziehung an den Arbeitsplatz kommt



Meine GeschäftspartnerInnen sind ein Paar, sie sind Eltern. Sie sind Mann und Frau. Wir arbeiten zusammen, immer häufiger leben wir tageweise zusammen. Es mischt sich kunterbunt: Arbeit, Freundschaft, ihre Beziehungen, meine Beziehungen, ihre jeweiligen Erfahrungen, meine Erfahrungen. Daneben und mittendrin die Welt, unsere Familien, unsere Herkünfte, unsere Träume und Visionen.


Emotionale Bildung als Kern


Der Kern unserer Arbeit ist emotionale Bildung: Emotionen, Beziehungen. Wir haben Tools, um das Fühlen zu lernen und mehr Echtheit in Beziehungen zu leben. Unser gemeinsamer Traum ist es, Leben und Wirken zu vereinen, wirtschaftlich auf einer neuen Basis zu arbeiten, ganz Mensch zu sein. Wir sind der Meinung, dass es dazugehört, dass unsere Gefühlszustände Raum einnehmen dürfen. Dies bringt interessante Erfahrungen mit sich.


Offene Kommunikation


Nehmen wir an, wir gestalten gemeinsam einen Workshop und in der Paar-Konstellation kommt es zuvor zu einer Auseinandersetzung. Wir beginnen unsere Sessions immer mit einem Check-in und reden offen darüber, wie es uns gerade geht. Das ist sehr hilfreich, denn wir sind sensible Wesen, wir nehmen Spannungen wahr, und wenn es unausgesprochen im Raum steht, beeinflusst es die Situation. Es verunsichert uns, häufig beziehen wir es auf uns und kommen nicht klar. Wir haben also vereinbart und gelernt, offen darüber zu reden, was gerade da ist.


Das Missverständnis von Professionalität


Ein wichtiger Schritt, und viele werden nun zustimmen, dass es Sinn macht, diese Offenheit an den Tag zu legen.  Natürlich müssen wir nicht einen Konflikt mit- oder gar austragen. Darum geht es auch nicht, aber wir dürfen den Raum halten für die emotionalen Zustände. Spannenderweise ist nun aber häufig die Erwartung da, dass wir zur Professionalität schreiten. Wir verbannen also das Thema auf die Wartebank, weil es ja nun nichts hier zu suchen hat.Professionalität bedeutet also, dass wir während einer bestimmten Phase so tun, als wären wir nicht in dem emotionalen Zustand, in dem wir sind? Wir muten also unseren Mitmenschen während der Arbeitszeit nicht zu, mit unseren Abgründen zu handeln? Umgekehrt, in einer Highflyer-Phase, lassen wir uns aber gerne mitreißen und beflügeln? Fühlen uns inspiriert. Nehmen wir kurz an, es wäre überhaupt möglich, in diesen „professionellen Raum“ zu wechseln. Was passiert dann? Die Menschen gehen zurück zu ihren Liebsten oder ins stille Kämmerlein und räumen da bitte ihre Konflikte aus dem Weg, damit sie nicht die Dynamik der anderen beeinflussen?


Verantwortung in der Gemeinschaft


Das ist doch Bullshit, und es funktioniert doch auch nicht. Wäre es nicht viel besser, wenn alle die Verantwortung mittragen? Wenn niemand sich schlecht fühlen müsste, weil er oder sie heute der Miesepeter ist? Könnten wir nicht den Raum dafür öffnen und uns gegenseitig helfen? Beziehungen zwischen zwei Menschen repräsentieren die Gesellschaft. Alles im Kleinen findet auch im Großen statt und alles im Großen spiegelt sich im Kleinen. Jeder trägt Verantwortung mit: die Gesellschaft für das Individuum, das Individuum für die Gesellschaft.


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